Realkredit: Besonderheiten, Vorteile, Voraussetzungen
- Ein Realkredit wird durch einen lastenfreien Sachwert, wie eine Immobilie oder ein Grundstück, abgesichert.
- Der maximale Beleihungswert der besicherten Immobilie liegt bei 60 %.
- Realkredite sind an keinen Verwendungszweck gebunden und können oft zu günstigen Konditionen abgeschlossen werden.
- Übersteigt die Kreditsumme den Beleihungswert, kann ein Realkreditsplitting in Anspruch genommen werden.
Was ist ein Realkredit?
Unter einem Realkredit versteht man ein langfristiges Darlehen, bei dem eine Immobilie oder ein Grundstück als Absicherung für die Bank dient. Die Sicherheit wird als Grundschuld oder Hypothek in das Grundbuch eingetragen. Die Kreditvergabe ist damit für die Bank eher risikoarm, so dass ein Realkredit häufig zu günstigeren Zinsen als ein Immobilienkredit abgeschlossen werden kann.
In der Regel werden Realkredite als festverzinste Annuitätendarlehen oder variable Darlehen vergeben. Immobilienbesitzer können dieses dann beispielsweise zur Finanzierung von anstehenden Modernisierungen oder Renovierungen nutzen.
Was sind die Besonderheiten eines Realkredits?
Eine Besonderheit des Realkredites ist die niedrige Beleihungsgrenze. Die liegt bei maximal 60 % des Beleihungswertes oder 50 % des Verkehrswertes. Nur in Ausnahmefällen wird eine höhere Beleihungsgrenze gewährt. Der restliche Teil muss mit Eigenkapital oder über eine weitere Finanzierung gedeckt werden. Ein Realkredit birgt für die Bank somit erheblich weniger Risiko und wird zu niedrigeren Zinsen vergeben als ein Immobilienkredit ohne Sicherheiten.
Eine weitere Besonderheit liegt in der Bonität des Kreditnehmers. Die Kreditwürdigkeit wird zwar geprüft, spielt aber bei der Vergabe des Realkredites nur eine untergeordnete Rolle, da dieser durch die Immobilie abgesichert ist. Kann der Kredit nicht mehr bedient werden, darf die Bank die Immobilie verwerten und sich so das geliehene Geld zurückholen.
Was unterscheidet einen Realkredit von einem Immobilienkredit?
Der größte Unterschied zwischen einem Realkredit und einem Immobilienkredit liegt darin, dass für den Realkredit eine bereits vollständig abgezahlte Immobilie als Sicherheit dient. Bei einer Immobilienfinanzierung fungiert hingegen das Kaufobjekt gleichzeitig auch als Sicherheit, obwohl es noch nicht abbezahlt ist. Darüber hinaus ist ein Realkredit im Normalfall an keinen speziellen Verwendungszweck gebunden. Der Kreditnehmer kann das Geld also für beliebige Ausgaben nutzen. Immobilienkredite werden hingegen nur für den Kauf oder Bau einer Immobilie ausgezahlt.
Ein weiterer Unterschied liegt im Ausfallrisiko für die Bank. Dieses ist beim Realkredit geringer als bei einem Immobilienkredit. Da die Beleihungsgrenze höchstens 60 % beträgt, kann die Bank die Immobilie bei einem Zahlungsausfall verwerten und damit den Kredit zu 100 % tilgen kann.
Während Realkredite über dingliche Sicherheiten besichert werden, bringt bei einem Personalkredit eine Person die Sicherheiten bei. Hier kommt zum Beispiel das Einkommen des Kreditnehmers oder auch eine Bürgschaft infrage. Als Personalkredit werden beispielsweise Ratenkredite vergeben, da hier in den meisten Fällen die Lohnabtretung als Sicherheit fungiert.
Wann ist ein Realkredit sinnvoll?
Ein Realkredit ist immer dann interessant, wenn der Eigentümer einer abbezahlten Immobilie eine größere Summe Geld zu günstigen Zinskonditionen benötigt. Typische Nutzungsoptionen sind hierbei größere Modernisierungen oder Sanierungen in den eigenen vier Wänden.
Auch der Kauf einer zweiten Immobilie, beispielsweise zur Altersvorsorge, kann zusätzlich über einen Realkredit vollzogen werden. Da der Realkredit jedoch nur eine Beleihung von 60 % zulässt, entsteht in Bezug auf die Finanzierungssumme der Immobilie oft eine Lücke. In einer solchen Situation nimmt der Kreditnehmer ergänzend einen Immobilienkredit über die Restsumme auf. Dieser Vorgang wird als Realkreditsplitting bezeichnet.
Zusätzlich kann ein Realkredit sinnvoll werden, wenn die eigene Bonität Probleme beim Erhalt eines Darlehens macht. Die Besicherung durch eine vollständig abgezahlte Immobilie sorgt dafür, dass die Rückzahlung auch bei Zahlungsschwierigkeiten für die Bank niemals in Gefahr ist. Dies eröffnet dem Kreditnehmer Finanzierungsmöglichkeiten, die sonst eventuell ausgeschlossen wären.
Was sind die Voraussetzungen für einen Realkredit?
Möchten Sie einen Realkredit abschließen, müssen Sie 3 wichtige Voraussetzungen erfüllen:
- Sie müssen volljährig sein.
- Sie müssen über Immobilien oder Grundbesitz verfügen.
- Zum Schutz der Immobilie muss eine Gebäudeversicherung abgeschlossen werden.
Vor- und Nachteile des Realkredits
Ein Realkredit bringt den Vorteil mit sich, dass er durch seine großzügige Besicherung zu sehr günstigen Konditionen abgeschlossen werden kann. Darüber hinaus bietet er die Möglichkeit, auch ohne Eigenkapital in Form von Geldmitteln eine größere Finanzierungssumme zu erhalten. Mitunter eröffnet dies auch bei einer nicht ausreichenden Bonität die Möglichkeit einer Kreditaufnahme, die sonst nicht möglich wäre. Die Beantragung erweist sich aufgrund der Besicherung durch eine unbelastete Immobilie ebenfalls als sehr unkompliziert.
Der größte Nachteil von Realkrediten liegt in der Tatsache, dass die Beleihungsgrenze bei den meisten Banken auf 60 % des Beleihungswertes begrenzt ist. Soll der Realkredit also der Finanzierung einer zweiten Immobilie dienen, benötigt der Kreditnehmer häufig noch ein ergänzendes Darlehen. Darüber hinaus ist für die Aufnahme eine bereits komplett bezahlte Immobilie nötig. Somit kommt diese Kreditform für viele Interessenten nicht infrage. Bei Zahlungsschwierigkeiten besteht zudem die Gefahr, dass der Kreditnehmer auch die bereits abbezahlte Immobilie durch Vollstreckungsmaßnahmen der Bank verliert.
- Kreditaufnahme auch mit mäßiger Bonität möglich
- Vergleichsweise geringe Zinsen
- Hohe Kreditsumme ohne Eigenkapital möglich
- Nach Tilgung des Kredites kann die eingetragene Grundschuld für weitere Kredite genutzt werden
- Flexible Kreditgestaltung durch Ratenkreditsplitting
- Kommt nur für Immobilienbesitzer infrage
- Können die Raten nicht mehr bezahlt werden, droht der Verlust der beliehenen Immobilie
- Nicht alle Kreditinstitute bieten Realkredite an
- In Niedrigzinsphasen bieten Realkredite kaum bessere Zinsen als Immobiliendarlehen
Was versteht man unter Realkreditsplitting?
Überschreitet die Kreditsumme die Beleihungsgrenze von 60 %, kann der Kredit auf 2 Darlehen aufgeteilt werden. Ein Teil wird dabei als Realkredit aufgenommen und der über die Beleihungsgrenze hinausgehende Darlehensteil als Immobilien- oder Personalkredit. Dabei wird zwischen dem echten und dem unechten Realkreditsplitting unterschieden:
Echtes Realkreditsplitting | Unechtes Realkreditsplitting |
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Es werden 2 Kreditverträge abgeschlossen. | Es wird nur ein Kreditvertrag abgeschlossen. |
Die Aufteilung erfolgt in einen Realkredit und in ein Darlehen mit Grundbucheintrag. | Die Aufteilung der Kreditsumme erfolgt in einen Realkredit bis zur Beleihungsgrenze und einen Personalkredit. |
Auch wenn Sie sich für das unechte Ratenkreditsplitting mit nur einem Kreditvertrag entscheiden, können Sie für beide Darlehen unterschiedliche Kreditvereinbarungen hinsichtlich Tilgung und Zinsbindung treffen.
Wo erhalte ich einen Realkredit?
Realkredite können nicht bei jeder Bank abgeschlossen werden. So gibt es beispielsweise spezielle Pfandbriefbanken, die Realkredite vergeben. Zusätzlich dürfen auch Sparkassen, Genossenschaftsbanken sowie Geschäfts- und Privatbanken Realkredite anbieten. Nutzen Sie gern das Gespräch mit einem unserer Spezialisten für Baufinanzierung, um sich zu einem Realkredit beraten zu lassen.