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Effizienzhaus 85: Anforderungen, Förderung und Finanzierung

Familie spielt glücklich mit Kind im klimafreundlichen Effizienzhaus 85
vivien-ohlinger
Viviane Ohlinger
4 Min.
08.01.2024
Das Wichtigste in Kürze
  • Ein Energieeffizienzhaus 85 verbraucht 15 % weniger Energie als vom GEG gefordert.
  • Maßnahmen, mit denen ein Effizienzhaus 85 erreicht werden kann, sind beispielsweise eine neue Dacheindeckung und der Einbau neuer Fenster mit Doppelverglasung oder einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
  • Die Sanierung zum Effizienzhaus 85 oder der Kauf einer sanierten Bestandsimmobilie wird durch einen KfW-Kredit mit Tilgungszuschuss gefördert.
  • Ein Energie-Effizienz-Experte unterstützt beim Sanierungsplan und ist für die Inanspruchnahme der Förderung Pflicht.

Was ist ein Effizienzhaus 85?

Das Effizienzhaus 85 ist ein von der KfW festgelegter Standard für die Energieeffizienz von Gebäuden. Konkret bedeutet Effizienzhaus 85, dass das Gebäude nur einen Energieverbrauch von 85 % im Vergleich zum Referenzobjekt des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) – dem Effizienzhaus 100 – hat. Es verbraucht damit 15 % weniger Energie als vom GEG vorgegeben.

Die Sanierung oder der Kauf einer sanierten Bestandsimmobilie mit dem Standard Effizienzhaus 85 wird von der KfW in Form eines Kredites mit Tilgungszuschuss gefördert.

Welche Anforderungen gibt es an das Effizienzhaus 85?

Bei einem Effizienzhaus wird auf 2 Kriterien geachtet:

  • Wie hoch ist der Gesamtwärmebedarf der Immobilie, also der Primärenergiebedarf?
  • Wie gut ist die Wärmedämmung der Gebäudehülle, das heißt, wie viel Wärme gibt das Haus über Wände, Fenster, Türen und Dach nach außen ab? Dies wird auch als Transmissionswärmeverlust bezeichnet.

Je kleiner diese Werte ist, desto niedriger sind in der Regel die Energiekosten.

Die Zahl 85 steht dabei für den Primärenergiebedarf des Effizienzhauses. So darf ein Effizienzhaus 85 maximal 85 kWh/m² im Jahr für Warmwasser, Heizung, Lüftung und Beleuchtung im Vergleich zum Effizienzhaus 100 verbrauchen. Der Transmissionswärmeverlust darf nicht mehr als 100 % des Referenzgebäudes betragen.

Primärenergiebedarf / JahrTransmissionswärmeverlust
85 %100 %
Tabelle: Anforderungen Effizienzhaus 85 gegenüber Effizienzhaus 100

Mit welchen Maßnahmen kann das Effizienzhaus 85 erreicht werden?

Welche Maßnahmen zum Erreichen eines Effizienzhauses 85 durchgeführt werden müssen, ist abhängig vom Zustand des Gebäudes und dem aktuellen Energieverbrauch. Einsparpotenzial bietet sich beispielsweise durch:

  • Neue Fenster mit Doppelverglasung
  • Dachdämmung von 20 cm
  • Außendämmung von 14 cm
  • Kellerdeckendämmung von 8 cm
  • Neue Dacheindeckung
  • Gas-Brennwertheizung
  • Solaranlage für Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung
  • Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

Auch mit kleineren Maßnahmen, wie zum Beispiel einer effizienten LED-Beleuchtung, kann der Strombedarf reduziert und somit der Weg zum Effizienzhaus 85 unterstützt werden.

Wie gehe ich eine Sanierung zum Effizienzhaus 85 an?

Am besten gehen Sie nach diesen 3 Regeln vor:

  1. Eine fundierte Planung ist das A und O.
  2. Die Sanierung erfolgt von außen nach innen.
  3. Erst eventuelle Schäden beheben, dann sanieren.

Als erstes gilt es also, den Ablauf und die Finanzierung Ihrer Sanierung zu planen. Hierbei sollten Sie unbedingt einen Bausachverständigen beziehungsweise einen Energieberater hinzuziehen, der den Ist-Zustand der Immobilie und daraus resultierende Sanierungsmaßnahmen feststellt. Nachdem Sie diese nach Priorität geordnet haben, können Sie die ersten Handwerkerangebote einholen und daraus den Finanzierungsbedarf ermitteln.

Bei der Sanierung gehen Sie dann bestenfalls von außen nach innen vor. Das heißt beispielweise, erst die Fassade sanieren oder die Fenster austauschen und dann eine neue Heizung einbauen. So erhalten Sie einen optimalen Wärmeschutz und vermeiden zusätzliche Arbeiten. Bestehen bereits Schäden, sollten Sie diese dennoch erst einmal beheben und erst dann mit einer Sanierung starten.

Welche Förderungen gibt es für ein Effizienzhaus 85?

Für die Sanierung einer Immobilie zum Effizienzhaus 85 oder auch den Kauf eines saniertes Effizienzhaus 85-Gebäudes können Sie mit dem KfW-Programm 261 - Wohngebäude Kredit eine Förderung in Form eines Kredites mit Tilgungszuschuss erhalten. Je nachdem, ob Sie sich dabei für ein Effizienzhaus 85 oder ein Effizienzhaus 85 mit Nachhaltigkeits- oder Erneuerbare-Energien-Klasse entscheiden, fällt der Tilgungszuschuss unterschiedlich hoch aus.

 Maximale Kredithöhe je WohneinheitTilgungszuschuss
Effizienzhaus 85120.000 €5 % (6.000 €)
Effizienzhaus 85 Erneuerbare-Energien-Klasse oder Nachhaltigkeitsklasse150.000 €10 % (15.000 €)
Tabelle: KfW-Förderung für das Effizienzhaus 85

Um das Prädikat „Erneuerbare Energien-Klasse“ zu erreichen, müssen Sie eine neue Heizungsanlage auf der Basis erneuerbarer Energien einbauen, mit der mindestens 65 % des Energiebedarfs der Immobilie gedeckt werden. Die Nachhaltigkeits-Klasse erreichen Sie, wenn das Effizienzhaus 85 die Anforderungen des staatlichen Qualitätssiegels „Nachhaltiges Gebäude“ erfüllt. Dabei muss beispielsweise der Anteil eingebauter Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft mindestens 50 % betragen.

Damit Sie die Förderung der KfW zum Effizienzhaus 85 in Anspruch nehmen können, benötigen Sie einen Energieberater. Für diese Baubegleitung erhalten Sie eine zusätzliche Förderung in Form eines Kredites von 10.000 €, davon sind bis zu 50 % als Tilgungszuschuss möglich.

So finanzieren Sie das Effizienzhaus 85 mit der KfW-Förderung 261

Mit dem KfW-Programm 261 können Sie ein zinsgünstiges Darlehen mit Tilgungszuschuss für Bestandsimmobilien in Anspruch nehmen. Hier sehen Sie das Programm noch einmal im Detail:

Art der FörderungKredit
ZweckKauf und Sanierung eines Effizienzhauses
VoraussetzungenDer Förderantrag wurde vor Baubeginn gestellt. Bei Bestandsimmobilien muss der Bauantrag mindestens 5 Jahre zurückliegen.
Zinsenab 1,22 % eff. Jahreszins
DarlehensartAnnuitätendarlehen oder endfälliges Darlehen
Kredithöhe120.000 € oder 150.000 € je Wohneinheit
TilgungszuschussMax. 37.500 € je Wohneinheit (abhängig vom KfW-Effizienzhaus-Standard) + weitere 30.000 € für serielles Bauen UND Worst Performing Buildung Zuschuss
Zinsbindung10 Jahre
Tilgungsfreie Anlaufjahre1 bis 5 Jahre, abhängig von gewählter Laufzeit
Laufzeit4-30 Jahre
SondertilgungenVollständige Tilgung gegen Vorfälligkeitsentschädigung
Absicherung des DarlehensArt und Höhe der Absicherung werden mit der durchleitenden Bank vereinbart
Kredit und Tilgungszuschuss BaubegleitungKredit: 4.000 € bis 40.000 € je Vorhaben, Tilgungszuschuss: 50 % des maximalen Kreditbetrages bis zu 20.000 € je Vorhaben
AntragswegDer Kredit und der Tilgungszuschuss werden über eine durchleitende Bank (z.B. Hausbank) bei der KfW beantragt.
Tabelle: Überblick BEG Wohngebäude Kredit, alle Angaben ohne Gewähr

Zusätzlich können Sie das KfW-Programm 261 mit der KfW-Förderung 124-Wohneigentumsprogamm kombinieren.

KfW-Förderfinder

Finden Sie hier die richtige KfW-Förderung

Welche Vor- und Nachteile hat ein Effizienzhaus 85?

Eine Immobilie mit dem Standard Effizienzhaus 85 ist umweltschonend, verbraucht weniger Energie und spart dadurch Energiekosten. Allerdings neigen Effizienzhäuser aufgrund der hervorragenden Dämmung zu Schimmelbildung, weshalb der Einbau einer Lüftungsanlage empfehlenswert ist.

Vorteile
  • geringere Energiekosten
  • Unabhängigkeit von Energiepreisschwankungen
  • Steigerung des Immobilienwertes
  • hoher Wohnkomfort
  • geringere Belastung der Umwelt
  • Förderung durch die KfW
Nachteile
  • hohe Investitionskosten
  • Lüftungsanlage erforderlich, um Schimmelbildung zu vermeiden
  • Zusätzliche Kosten durch Energieberatung

Welche Energieeffizienzklasse hat ein Effizienzhaus 85?

Ein Effizienzhaus 85 entspricht der Energieeffizienzklasse C. Die Energieeffizienzklasse ist dabei an den Primärenergieverbrauch pro m² und Jahr gekoppelt, der bei einem Effizienzhaus 85 maximal 85 kWh/m² im Jahr betragen darf. Sehen Sie hier die Energieeffizienzklassen im Überblick:

EnergieeffizienzklasseJährlicher Verbrauch kWh/m²Beispiele für Haustypen
A+0 - 30Effizienzhaus 40, Passivhaus, Nullenergiehaus
A30 - 50Effizienzhaus 55, 3-Liter-Haus
B50 – 75Effizienzhaus 70
C75 - 100Effizienzhaus 85, Effizienzhaus 100
D100 - 130Einfamilienhäuser und hochwertig sanierte Bestandsimmobilien mit einem Energiebedarf zwischen 100 bis 130 kWh/m² und Jahr
E130 - 160ältere Einfamilienhäuser, die nach den Mindestanforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) gebaut wurden
F160 - 200ältere Einfamilienhäuser, die noch nicht energetisch saniert sind
G200 - 250Nur teilweise modernisierte Altbauten, die nach der 1. Wärmeschutzverordnung von 1977 gebaut wurden
HÜber 200unsanierte und schlecht gedämmte Häuser, oft denkmalgeschützte Gebäude
Tabelle: Energieeffizienzklassen Haus

So beantragen Sie die Förderung für ein Effizienzhaus 85

Einen KfW-Kredit können Sie nicht direkt bei der KfW beantragen, dies ist nur über Ihre Hausbank oder einen Vermittler wie Dr. Klein möglich. Gehen Sie dabei wie folgt vor:

  1. Energieberater hinzuziehen

    Um eine Sanierung zum Effizienzhaus 85 zu planen, engagieren Sie einen Energieberater. Er begutachtet die Immobilie, erstellt einen Maßnahmen- und Kostenplan und füllt alle erforderlichen Maßnahmen für die KfW aus. Außerdem erstellt er Ihnen die notwendige „Bestätigung zum Antrag“.

  2. Finanzierung und Förderungen planen

    Mit der schriftlichen Bestätigung des Energieberaters können Sie sich nun an Ihre Hausbank oder einen unserer Finanzierungsberater wenden, um sich zu den KfW-Krediten beraten zu lassen. Um die maximale Förderung zu erreichen, sollten dabei auch Kombinationsmöglichkeiten verschiedener KfW-Kredite in Betracht gezogen werden.

  3. Antrag stellen

    Haben Sie sich für eine passende KfW-Förderung entschieden, wird der Vermittler oder die Bank den Antrag bei der KfW einreichen.

  4. Förderzusage abwarten

    Warten Sie unbedingt die Förderzusage ab, ehe Sie mit den Sanierungsmaßnahmen zum Effizienzhaus 85 beginnen. Starten Sie bereits vor der Zusage mit der Sanierung, verlieren Sie die Förderberechtigung und müssen die Finanzierung anderweitig aufbringen. Möchten Sie eine sanierte Immobilie kaufen, können Sie nach der Förderzusage den Termin für den Kaufvertrag vereinbaren.

  5. Maßnahmen starten und Fördermittel abrufen

    Haben Sie mit der Sanierung begonnen, können Sie den Kredit abrufen und die Rechnungen der Gewerke damit begleichen.

  6. Maßnahmen bestätigen lassen und Tilgungszuschuss erhalten

    Sind alle Maßnahmen umgesetzt, füllt Ihr Energieberater die „Bestätigung nach Durchführung“ aus. Diese reichen Sie bei der KfW ein und erhalten dann die Ihnen zustehenden Tilgungszuschüsse. So reduzieren Sie die Restschuld Ihres Darlehens und verkürzen außerdem die Laufzeit.

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