Zinsänderungsrisiko: Was ist das und wie kann es minimiert werden?
- Das Zinsänderungsrisiko in der Baufinanzierung bezeichnet die Gefahr von Zinsveränderungen während oder nach der Laufzeit des Immobilienkredits.
- Vom Zinsänderungsrisiko sind besonders Kredite mit kurzer Laufzeit betroffen.
- Sind die Zinsen nach Ablauf der Sollzinsbindung gestiegen, kann dies eine teurere Anschlussfinanzierung zur Folgen haben.
- Wählen Sie bei günstigen Bauzinsen eine lange Zinsbindung von 20 Jahren und mehr, können Sie sich gegen das Zinsänderungsrisiko absichern und profitieren außerdem von einer geringeren Restschuld.
Was ist das Zinsänderungsrisiko?
Das Zinsänderungsrisiko beschreibt die Gefahr, dass sich Zinsen über längere Zeiträume verändern können. Dies ist auch bei Bauzinsen möglich. Auch wenn Sie gerade eine günstige Baufinanzierung abgeschlossen haben, sind die Zinssätze nicht in Stein gemeißelt. Stattdessen unterliegen speziell kurzfristige Kredite einem Zinsänderungsrisiko.
Wann kann das Zinsänderungsrisiko auftreten?
Das Zinsänderungsrisiko wird besonders deutlich bei variablen Krediten, da bei diesen der Zinssatz regelmäßig an den Marktzins angepasst wird. Wer sich dafür entscheidet, geht das Risiko einer Zinsänderung bewusst ein. Was viele aber nicht bedenken: Ein Zinsänderungsrisiko ist auch bei der Anschlussfinanzierung nach Baudarlehen mit einer kurzen Sollzinsbindung gegeben. Denn sind die Zinsen in der Zwischenzeit gestiegen, müssen Sie für das neue Darlehen mit höheren Kosten rechnen. Ihre Finanzierung verteuert sich und die Abzahlung dauert unter Umständen länger.
Welche Auswirkungen hat das Zinsänderungsrisiko?
Läuft Ihr Immobilienkredit aus und die Bauzinsen sind in der Zwischenzeit gestiegen, erhöhen sich damit auch die Kosten für die Anschlussfinanzierung. Denn wenn nach dem Ende des ersten Darlehens die Kreditsumme noch nicht vollständig zurückgezahlt ist, müssen Sie ein neues Darlehen zu den dann geltenden und möglicherweise schlechteren Konditionen abschließen.
So kann das Zinsänderungsrisiko Ihren Traum einer eigenen Immobilie schnell in einen Alptraum aus hoher monatlicher Zinsbelastung verwandeln. Unter Umständen wird Ihre Haushaltskasse dadurch plötzlich so stark belastet, dass ein Verkauf oder eine Pfändung Ihrer Immobilie unumgänglich ist. Gerade bei einer Immobilienfinanzierung, die meist über mehrere Jahrzehnte gestaffelt abläuft, besteht dieses Risiko mehrfach.
Wie können sich Kreditnehmer gegen das Zinsänderungsrisiko absichern?
Es gibt verschiedene Wege, wie Sie sich als Kreditnehmer gegen das Zinsänderungsrisiko absichern können.
1. Lange Zinsbindungen wählen
Die einfachste Möglichkeit, dem Zinsänderungsrisiko vorzubeugen, liegt in der langen Sollzinsbindung. Darlehen mit einer Laufzeit von 20 Jahren und mehr werden im Vergleich zu Verträgen mit der halben Laufzeit zwar von Beginn an mit einem etwa 0,5 Prozentpunkte höheren Zins belastet, allerdings ist der Kunde länger vor dem Zinsänderungsrisiko geschützt.
Unser Beispiel verdeutlicht das Zinsänderungsrisiko bei kurzen Zinsbindungen noch einmal:
Angenommen, Sie schließen einen Immobilienkredit über 200.000 € zu einem Sollzinssatz von 2,4 % ab. Ihre Tilgung beträgt 2 %, die Zinsbindung wird auf 10 Jahre festgelegt. Monatlich müssen Sie somit eine Rate von 733 € zahlen. Nach Ablauf der Zinsbindung besteht noch eine Restschuld in Höhe von 154.840 €, für die Sie eine Anschlussfinanzierung vornehmen müssen.
Wählen Sie jedoch bei gleichen Darlehensbedingungen eine Zinsbindung von 20 Jahren fällt ein Zinsaufschlag von 0,5 % an. Der Zins erhöht sich also auf 2,9 %. Auch Ihre monatliche Rate steigt auf 811 €. Ihre Restschuld ist am Ende der Zinsbindung jedoch viel geringer und beträgt nach 20 Jahren nur noch 92.100 Euro.
Zinsbindung 10 Jahre | Zinsbindung 20 Jahre | |
---|---|---|
Darlehenshöhe | 200.000 € | 200.000 € |
Sollzinssatz | 2,4 % | 2,9 % |
Anfängliche Tilgung | 2 % | 2 % |
Monatliche Rate | 733 € | 811 € |
Restschuld nach Ablauf der Zinsbindung | 154.840 € | 92.100 € |
Tabelle: Beispielrechnung 10 Jahre Zinsbindung vs. 20 Jahre Zinsbindung
Mit einer langen Laufzeit können Sie also das Zinsänderungsrisiko minimieren und starten mit einer geringeren Restschuld in die Anschlussfinanzierung. Der Clou bei Darlehen mit so langen Zinsbindungen ist das Sonderkündigungsrecht nach § 489 BGB. Damit können Sie bei Bedarf Ihr Darlehen 10 Jahre nach Vollauszahlung jederzeit mit einer Kündigungsfrist von 6 Monaten wieder auflösen.
Sie möchten gern sehen, wie sich verschiedene Sollzinsbindungen monetär auf Ihre Finanzierung auswirken? Dann hilft Ihnen unser Kreditrechner: Er vergleicht mehrere Zinsbindungen und berechnet Ihnen Ihre monatliche Kreditrate, den Effektivzins und die Restschuld Ihrer Baufinanzierung. So können Sie abwägen, wie viel Sie für die Sicherheit zu zahlen bereit sind.
2. Parallel einen Bausparvertrag abschließen
Eine Möglichkeit, sich vor steigenden Zinsen während der Baufinanzierung zu schützen, bildet der parallele Abschluss eines Bausparvertrags. So spart man gleichzeitig Geld an und sichert sich ein anschließendes Bauspardarlehen zu günstigen Zinskonditionen, mit dem die künftige Restschuld getilgt werden kann. Gerade Bauherren, die eine Baufinanzierung ohne Eigenkapital abgeschlossen haben, können so die Restschuld und Laufzeit der Finanzierung erheblich verringern.
3. Mit einem Forward Darlehen gegen das Zinsänderungsrisiko absichern
Denken Sie bereits jetzt an die Zeit nach der Sollzinsbindung und an Ihre Anschlussfinanzierung - und zwar in Form des von Dr. Klein erfundenen Forward Darlehens. Denn dabei wird der Darlehensbetrag nicht direkt nach Vertragsabschluss ausgezahlt, sondern erst nach einer bestimmten Vorlaufzeit. Diese sogenannte Forward-Periode kann bis zu 66 Monate betragen. Sie können sich also jetzt die günstigen Hypothekenzinsen sichern , obwohl Ihr aktuelles Darlehen erst in bis zu fünfeinhalb Jahren ausläuft.
Warum ist die Zinsentwicklung wichtig bei der Baufinanzierung?
Auch wenn die Bauzinsen niedrig sind, kann eine Baufinanzierung wegen des Zinsänderungsrisikos schnell zur Schuldenfalle werden. Wichtig ist, nicht nur die derzeitigen Zinsen zu beobachten, sondern rechtzeitig einen Blick in die Zukunft zu werfen. Denn eine geringe monatliche Belastung in der Gegenwart kann nach Auslauf der Sollzinsbindung einen erheblichen finanziellen Mehraufwand nach sich ziehen.
Eine langfristige Zinsprognose ist allerdings nicht einfach, da Entwicklungen im Finanzsektor von zahlreichen unterschiedlichen Faktoren abhängen. Sicher ist jedoch, dass das niedrige Zinsniveau nicht ewig anhalten wird. Mit unserem monatlich erscheinenden Newsletter bleiben Sie über Veränderungen bei den aktuellen Bauzinsen auf dem Laufenden und können einem Zinsänderungsrisiko aktiv entgegensteuern.