Fertighaus: Bauen in Rekordzeit
Der Rohbau eines Fertighauses steht binnen zweier Tage. Kein Wunder, dass diese Häuser immer beliebter werden. In unserem Artikel erfahren Sie, was ein Fertighaus kostet, welche Bauweisen es gibt und was seine Vor- und Nachteile sind.
Was ist ein Fertighaus?
Das klassische Fertighaus, oder auch Fertigteilhaus, ist ein Einfamilienhaus, dessen Einzelteile vormontiert auf die Baustelle geliefert und anschließend zusammensetzt werden. Dadurch kann der Rohbau bereits innerhalb von zwei bis drei Tagen errichtet werden. Normalerweise besteht die Unterkonstruktion eines Fertighauses aus einem speziell behandelten und witterungsbeständigen Holzgestell. Dieses Gestell wird gedämmt, verkleidet, verputzt oder verklinkert, sodass Sie im Endeffekt keinen Unterschied zu einem massiv errichteten Haus sehen.
Ein Fertighaus können Sie sich aus einem Katalog aussuchen und Musterhäuser besuchen, um so einen Eindruck von der Ausstattung und dem Grundriss zu bekommen. Alle vertraglich festgehaltenen Leistungen werden zu einem Festpreis erfüllt, finanzielle Überraschungen sollten dadurch kaum auftauchen.
Vorteile und Nachteile von einem Fertigteilhaus
Das Fertighaus als Einfamilienhaus wird in Deutschland immer beliebter. Mittlerweile ist laut Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. jeder fünfte Neubau ein Fertighaus. Diese wachsende Beliebtheit ist vermutlich auf die zwei größten Vorteile des Fertighauses zurückzuführen: den niedrigen Preis und die kurze Bauzeit.
Fertighäuser hatten lange zu Unrecht einen schlechten Ruf. Es wurde ihnen Minderwertigkeit und nur eine kurze Lebensdauer zugeschrieben. Das ist allerdings nicht (mehr) wahr. Die Qualität eines Fertighauses steht der eines massiv errichteten Architektenhauses in nichts nach. Ein Fertighaus hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 90 Jahren, Massivhäuser 120 Jahre. Das größte Manko an einem Fertighaus ist vermutlich der niedrigere Wiederverkaufswert. Wollen Sie ein Fertighaus verkaufen, müssen Sie nach 30 Jahren mit einem rund 15 Prozent niedrigeren Verkaufswert rechnen als bei einem Massivhaus, teilt ein Bauherrenportal der Family Home Verlag GmbH mit.
- Bauzeit
- Preis
- Wetterunabhängiges Bauen möglich
- Energieeffizienz
- Alles aus einer Hand
- Technische Ausstattung
- Wiederverkaufswert
- Geringerer Schallschutz
- Wenig Individualität
Wenn Sie mehr über den Vergleich von Massivhäusern zu Fertighäusern wissen möchten, lesen Sie unseren Ratgeber „Fertighaus oder Massivhaus“.
Bauweisen und Merkmale vom Fertighaus
Der Großteil der Fertighäuser basiert auf einer Holzkonstruktion. Es handelt sich genau genommen um ein Holzhaus. Klingt zunächst einmal als würden alle Fertighäuser gleich gebaut sein. Dem ist natürlich nicht so. Es gibt verschiedene Bauweisen und Ausbaustufen, mit denen Sie ein Fertighaus bauen können. Folgend möchten wir Ihnen das Bausatzhaus, das schlüsselfertige Haus, das Ausbauhaus und das Passivhaus näherbringen. Sie unterscheiden sich vor allem darin, welchen Anteil der Bauarbeiten Sie als Eigenleistung einbringen können und welche Arbeiten vom Fertighaushersteller übernommen werden.
Das Bausatzhaus: Das Fertigteilhaus selbst zusammenbauen
Wie der Name schon vermuten lässt, wird das Fertighaus hier als Bausatz geliefert. Diese Art des Fertighauses gibt es sowohl aus Holz als auch aus Stein. Wenn Sie sich für ein Bausatzhaus entscheiden, brauchen Sie eine ganze Menge handwerkliches Geschick, denn dieses Fertigteilhaus bauen Sie mit einer Anleitung selbst.
Je nach Baufortschritt werden Ihnen die Pakete für den Rohbau und Innenausbau (wahlweise auch nur eins davon) an die Baustelle geliefert. Der Anbieter steht Ihnen aber dennoch bei Fragen zur Seite und bietet im Vorfeld meistens Einführungskurse an, die Sie in Anspruch nehmen sollten. Je nachdem, wie viel Arbeit Sie aufwenden und welche Bauvariante Ihr Fertighaus zum Selbstaufbau hat, brauchen Sie zum Bau eines Bausatzhauses 1.000 bis 2.000 Arbeitsstunden.
Viele Bauherren können nur am Wochenende auf der Baustelle sein, so kann der Bau eines Bausatzhauses bis zu einem Jahr dauern. Außerdem tragen Sie die Verantwortung für den Bau dieses Fertighauses selbst. Sollten Arbeiten unprofessionell oder fehlerhaft ausgeführt worden sein, haben Sie keine Gewährleistungsansprüche, die Sie gegenüber dem Anbieter geltend machen können.
Gleichzeitig sparen Bauherren beim Bausatzhaus viel Geld. Denn je mehr Sie selbst bauen, desto weniger Baudarlehen müssen Sie aufnehmen. Hier eine genaue Sparsumme zu nennen, ist schwer, denn der Betrag variiert nach Modell und Größe des Fertighauses. Doch nicht nur bei den Bauarbeiten selbst, sondern auch bei der Finanzierung können Sie mit einem Bausatzhaus sparen. Banken sind durchaus bereit, Eigenleistung – auch Muskelhypothek genannt – als Eigenkapital anzurechnen. Eigenleistungen umfassen Arbeiten wie Tapezieren, Bodenverlegen oder Streichen. Das wirkt sich positiv auf den Sollzins aus, den Sie für Baufinanzierung zahlen müssen. Meistens beläuft sich dieser Betrag auf maximal 15 Prozent der Darlehenssumme und bis zu 30.000 Euro. Die Bank will so sichern gehen, dass Ihr Haus auch und damit auch die Investition der Bank solide und professionell gebaut ist. Auch die Bauzeit kann sich durch ungelernte Helfer und mangelhafte Arbeiten verzögern. Können Sie eine handwerkliche Profession nachweisen, weil Sie beispielsweise Maurer, Trockenbauer, Elektriker oder Installateur sind, ist auch mehr Eigenleistung drin.
- Einsparpotenzial
- Bauen nach Anleitung
- Lieferung des Materials nach Baufortschritt
- Bauzeit
- Keine Gewährleistung bei Mängeln
- Großes handwerkliches Geschick notwendig
Das schlüsselfertige Haus: wenig bis gar keine Eigenleistung beim Fertighaus
Im Gegensatz zum Bausatzhaus müssen Sie sich beim schlüsselfertigen Haus nicht um den Aufbau Ihres Fertighauses kümmern. Das übernimmt der Anbieter. Der Begriff „Schlüsselfertig“ ist nicht geschützt, daher legt jeder Fertighausanbieter diese Bezeichnung anders aus. Während einige „Schlüsselfertig“ als fertig aufgebaut definieren, meine andere mit dem Begriff bezugsfertig. Die Unterschiede zwischen diesen Begriffsauslegungen können gravierend sein.
Wenn Sie direkt in Ihr Fertighaus einziehen wollen, ohne auch nur den kleinsten Handschlag selbst tätigen zu müssen, dann sollten Sie das bei den Vertragsverhandlungen ganz klar mitteilen. Häufig sind Arbeiten wie Fliesen, Tapezieren, der Einbau der Innentüren oder das Verlegen der Böden nämlich nicht wie selbstverständlich inkludiert.
Wenn Sie aber vor deutlich machen und vertraglich festhalten, welchen Leistungsumfang Sie sich vorstellen, kommen keine unschönen (finanziellen) Überraschungen auf Sie zu.
Das Ausbauhaus: den Innenausbau des Fertighauses selbst stemmen
Das Mittelmaß zwischen Bausatzhaus und schlüsselfertigem Haus ist das Ausbauhaus, auch Mitbauhaus genannt. Hier müssen Bauherren beim Innenausbau anpacken. Der Fertighausanbieter übergibt Ihnen das Fertighaus beim Ausbauhaus so, dass es von außen fertig ist.
Ein Ausbauhaus gibt es in mehreren Ausbaustufen, sodass Sie das Pensum an Ausbauarbeit selbst und ganz nach Ihren Fähigkeiten wählen können. So können Sie beispielsweise den kompletten Innenausbau samt Heizungs- und Lüftungsanlage übernehmen. Aber auch weniger Eigenleistung ist möglich. Sie können auch vereinbaren, dass zwar Heizung und Lüftung eingebaut sein sollen, aber das Bad samt Sanitäranlagen möchten Sie selbst erledigen.
Die wohl geläufigste Ausbauvariante mit Eigenleistung ist die, dass die Bauherren nur noch tapezieren, streichen, Innentüren einbauen und die Bodenbeläge verlegen müssen. Übrigens heißt „den Innenausbau selbst übernehmen“ nicht unbedingt, dass Sie wirklich selbst die Badewanne installieren müssen. Sie können selbstverständlich auch Handwerker hierfür engagieren, aber eben in Eigenregie und außerhalb des Komplettpreises für ein Fertighaus.
- Je nach Ausbaustufe schnelle Bauzeit
- Sparpotenzial durch Eigenleistung
- Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten beim Innenausbau
- Keine Gewährleistung für Eigenleistung
- Einbau der Heizungs- und Lüftungsanlage meistens dennoch nicht ohne professionelle Hilfe möglich
Das Bio- oder Passivhaus: Zusatzelement zum Fertigteilhaus
Die meisten Fertighäuser auf dem Markt entsprechen bereits den Energiestandards der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Ein Fertighaus ist demnach sehr häufig auch ein Energiesparhaus. Beim Bio- oder Passivhaus geht hingegen die Bauweise noch weit über das Energiesparen hinaus.
Durch die besondere Bauweise mit dreifacher Fensterverglasung, optimaler Isolierung der Wände und des Dachs sowie Solarenergienutzung nutzt das Haus alle wirkende Energie innerhalb des Hauses optimal aus, um sich selbst zu wärmen und das Raumklima eigenständig zu regulieren. Die Fenster sind meist so beschichtet, dass sich die Südseite des Fertighauses bei Sonneneinstrahlung nicht zusätzlich aufheizt. Häufig ist aufgrund des Wärmeausgleichs keine herkömmliche Heizungsanlage notwendig, eine Pellet-Heizung genügt. Ein spezielles Lüftungssystem mit Pollenfilter sorgt für ein gleichmäßiges und gesundes Wohnklima. Biohäuser sind als Zusatzpaket zum Energiesparhaus erhältlich. Die Arbeiten dürfen nur von spezifizierten Fachfirmen ausgeführt werden.
- Energiesparendes Haus
- Gesundes Wohnklima (besonders für Allergiker)
- Finanzielle Förderung durch zinsgünstige KfW-Darlehen
- Rund 15 % teurer als vergleichbare Häuser
- Lange Planungszeit nötig
Bauzeit beim Fertighaus
Der Rohbau eines klassischen Fertigteilhauses, das vom Anbieter aufgebaut wird, steht bereits nach zwei bis drei Tagen. Das ist eine nahezu unschlagbare Bauzeit und ein deutlicher Vorteil gegenüber einem massiv errichteten Einfamilienhaus. Ein Fertigteilhaus kann witterungsunabhängig errichtet werden und somit auch im Winter gebaut werden. Dauerregen, Sturm und starkes Schneetreiben können aber auch bei einem Fertighaus für eine kurze Rohbau-Verzögerung sorgen.
Mehr Zeit nimmt der Innenausbau bei einem Fertighaus in Anspruch. Besonders der Estrich ist ein Bauzeitfresser. Nachdem er gegossen wurde, muss er zwei Wochen aushärten und trocknen. Das Verkleiden der Wände, der Einbau von Treppen, die Installation der Wasser- und Elektroleitungen sowie Sanitäranlagen dauern im Schnitt zwischen zwei und drei Monate. Damit kostet der Innenausbau eines Fertighauses genau so viel Zeit wie der eines Massivhauses.
Von der ersten Wand bis zum Einzug können Sie also mit rund drei Monaten Bauzeit rechnen. Je mehr Sie selbst an Ihrem Fertighaus bauen, desto mehr kann die Zeit abweichen, denn in diesem Fall haben Sie die Bauzeit (zum Teil) selbst in der Hand.
Kosten für ein Fertighaus
Je nach Modell und Ausbaustufe variieren die Kosten für ein Fertigteilhaus stark. Einen genauen und konkreten Preis zu nennen, ist daher nicht einfach. Die meisten Fertighäuser finden Sie im Preisrahmen zwischen 120.000 und 200.000 Euro. Übernehmen Sie einen Teil der Arbeiten selbst, können Sie entsprechend einige tausend Euro sparen. Es gibt aber Fertighausanbieter, die Ihnen nur das Tapezieren und Laminatverlegen als Eigenleistung überlassen.
Zusätzlich zum Preis für das Fertighaus kommen die Grundstückspreise und die Baunebenkosten in Höhe von nochmals rund 15 Prozent des Hauspreises. Zu den Nebenkosten gehören etwa Notarkosten, Grunderwerbsteuer und Grundbuchkosten.
Fertighaushersteller: Seriöse Fertighaus Anbieter finden
Fertighaus Anbieter gibt es gefühlt wie Sand am Meer. Um den richtigen für Sie zu finden, sollten Sie unter anderem darauf achten, dass der Anbieter Musterhäuser für Besichtigungen zur Verfügung hat. Das Analysehaus Servicevalue hat Ende 2018 im Auftrag der Zeitschrift Focus Money 26 Fertighaus Anbieter verglichen und deren Kunden nach ihrer Zufriedenheit befragt. Die mit „Sehr Gut“ bewerteten Anbieter sind:
- BIEN-ZENKER,
- HAAS FERTIGBAU,
- HANSE HAUS,
- KAMPA,
- Scanhaus Marlow,
- SchwörerHaus,
- STREIF Haus,
- sowie Weber Haus.
Das leistet Dr. Klein
Ob Fertighaus oder Massivhaus – wir können Ihnen zwar handwerklich nicht zur Seite stehen, aber finanziell. Unsere Spezialisten für Baufinanzierung finden gemeinsam mit Ihnen den richtigen Partner für Ihre Baufinanzierung. Dafür vergleichen wir die Angebote von über 400 namhaften Bankpartner mit einander. Fordern Sie noch heute unverbindlich und kostenfreie Finanzierungsvorschläge an.