Der Rahmenkredit: Alternative zum teuren Dispokredit?
Was ist ein Rahmenkredit?
Ein Rahmenkredit, hin und wieder auch Abrufkredit genannt, ist ein dem Bankkunden gewährter Kreditrahmen, der bei Bedarf bis zur vereinbarten Maximalhöhe ausgeschöpft werden kann. Das klingt zunächst ähnlich wie ein Dispokredit. Aber ein Rahmenkredit ist häufig losgelöst vom Girokonto. Der Rahmenkredit muss also nicht unbedingt bei der Bank abgeschlossen werden, bei der Sie Ihr Girokonto haben.
Der Rahmenkredit ist nicht sonderlich weit verbreitet, wie die Stiftung Warentest in einer Untersuchung aus dem Jahr 2019 herausfand. Von den 148 für die Untersuchung angefragten Banken, Sparkassen und Fintech-Unternehmen boten lediglich 26 Rahmen- oder Abrufkredite an.
Wie funktioniert ein Rahmenkredit?
Je nach Anbieter gewährt Ihnen die Bank einen bestimmten Kreditbetrag, über den Sie frei verfügen können. Dieser Kreditbetrag befindet sich auf einem eigens für Sie eröffneten Kreditkonto.
Für die Eröffnung eines Rahmenkredits wird, wie bei jedem anderen Kredit auch, eine Bonitätsprüfung gemacht und auch eine SCHUFA-Auskunft eingeholt.
Die Laufzeit eines Rahmenkredits ist üblicherweise nicht begrenzt. Der Kreditnehmer oder die Bank können den Kredit aber jederzeit unter Einhaltung der vertraglichen Kündigungsfrist und dem vollständigen Ausgleich des Kreditbetrags beenden.
So funktioniert die Auszahlung beim Rahmenkredit
Der Untersuchung der Stiftung Warentest zufolge bewegen sich die Rahmenkredit-Beträge je nach Anbieter zwischen 1.500 und 25.000 €. Innerhalb dieser Spanne können Sie den Rahmenkredit nutzen. Immer, wenn Sie Geld benötigen, rufen Sie den Betrag von Ihrem Rahmenkredit Konto ab.
In der Regel gibt es keine Mindestsumme, die Sie abrufen müssen. Sie überweisen sich einfach selbst Geld vom Rahmenkredit-Konto auf Ihr bei der Rahmenkredit-Bank angegebenes Girokonto. Ihr Kreditrahmen ist übrigens sofort verfügbar, nachdem die Bank Ihnen das Rahmenkredit Konto eingerichtet hat.
So funktioniert die Rückzahlung beim Rahmenkredit
Wenn Sie den Rahmenkredit zurückzahlen wollen, sind Sie in vielen Fällen an eine kleine monatliche Mindestrate gebunden, die Sie zum vertraglich bestimmten Zeitpunkt wieder auf das Rahmenkreditkonto überweisen.
Laut Stiftung Warentest beträgt diese Mindestrate rund zwei Prozent des abgerufenen Rahmenkredit Betrages oder mindestens 50 €. Sie können aber auch Teilbeträge oder den gesamten in Anspruch genommenen Betrag auf einmal begleichen oder die Mindestrate des Abrufkredits freiwillig erhöhen. Wir von Dr. Klein haben aber auch Anbieter im Portfolio, bei denen Sie die Rückzahlung Ihres Abrufkredits schon ab 1 € tätigen können.
Die Rückzahlung des Rahmenkredits gestaltet sich also ebenfalls ziemlich flexibel. Den Rahmenkredit müssen Sie spätestens dann vollständig zurückzahlen, wenn Sie ihn kündigen wollen, oder die Bank ihn kündigt. Einige Banken bieten auch Ratenpausen an. Nutzen Sie diese Pausen mit Bedacht und Maß, denn sonst staut sich die Rückzahlung an und kommt doppelt so dick wie nötig – denn die Zinsen werden monatlich immer weiter fällig.
Was kostet ein Rahmenkredit?
Die Kosten für einen Rahmenkredit sind die Zinsen, die Sie meist monatlich auf den jeweils abgerufenen Betrag zahlen müssen. Die Zinsen werden dann häufig direkt von Ihrem Girokonto abgebucht, während Sie die Tilgungsrate eigenständig überwiesen können. Rufen Sie nichts vom Rahmenkredit ab, zahlen Sie auch keine Zinsen. Schieben Sie die Rückzahlung des Kredits hingegen hinaus, fallen dennoch monatlich Zinsen an.
Wie hoch sind die Zinsen für einen Rahmenkredit?
Die Zinsen für einen Rahmenkredit sind in der Regel deutlich günstiger als die für einen Dispokredit – daher eignet sich ein Rahmenkredit beispielsweise auch zum Ablösen eines überzogenen Dispos. Gleichzeitig sind die Rahmenkredit Zinsen aber etwas höher als die für einen normalen Verbraucherkredit.
Laut Stiftung Warentest liegt der durchschnittliche Sollzins für einen Rahmenkredit unter den untersuchten Anbietern bei weniger als 5 %, der teuerste Anbieter hatte 7,5 % und ist somit noch immer unter den durchschnittlichen Dispozinsen von 10 bis 13 %.
Woran bemisst sich der Zinssatz für einen Rahmenkredit?
In der Regel wird der Zinssatz für einen Rahmenkredit an einem Referenzzins wie etwa dem der Europäischen Zentralbank (EZB) bemessen. Das bedeutet, dass ein Rahmenkredit häufig keinen festen Zinssatz hat. Der Sollzins für diese Kreditart ändert sich also. Die Bank informiert Sie vorher über anstehende Zinsanpassung.
Aber auch hier gibt es je nach Anbieter Unterschiede: einige Banken gewähren einen Festzins, der sich nicht ändert, bei anderen werden Anpassungen jährlich vorgenommen. Wiederum andere locken Neukunden mit einem sehr niedrigen Aktionszins, der dann nach ein paar Monaten angepasst wird. Diese Angebote und Aktionen lohnen sich, wenn Sie das Geld wirklich nur über einen begrenzten kurzfristigen Zeitraum brauchen.
Der Untersuchung von Stiftung Warentest zufolge, orientiert sich der persönliche Zinssatz für Rahmenkredite bei den meisten Anbietern ausschließlich an dem Referenzzins und nicht an der Bonität des Kreditnehmers.
Es lohnt sich also ein genauer Blick ins Kleingedruckte, um böse Zins-Überraschungen beim Rahmenkredit zu vermeiden. Vergleichen Sie bei Rahmenkredit Angeboten auch immer den Effektivzins, nicht den häufig niedrigeren Sollzins. Der Effektivzins beinhaltet nämlich sämtliche Kreditkosten wie etwa Kontoführungsgebühren und bildet somit die realen Kreditkosten besser ab.
Für wen lohnt sich einen Rahmenkredit?
Ein Rahmenkredit lohnt sich für diejenigen, die kurzfristig eine eher geringe Menge Geld benötigen. Er ist somit wirklich eine gute Alternative zum teuren Dispokredit. Wenn Sie hingegen eine höhere Summe über einen längeren Zeitraum hinweg ausschöpfen und zurückzahlen wollen, dann lohnt sich häufig ein normaler Konsumentenkredit. Denn durch das Zinsänderungsrisiko kann ein Rahmenkredit unter Umständen auf lange Sicht teuer werden. Am besten lassen Sie sich von einem Berater vor Ort zu Abrufkrediten beraten.
Ein Rahmenkredit eignet sich beispielsweise für folgende Situationen:
- Zur Anschaffung von Haushaltstechnik wie Waschmaschine, Trockner oder auch einem neuen Fernseher oder einem neuen Smartphone
- Zur Anschaffung von einem kleinen Pool für den Garten, Gartenmöbeln oder einer Markise
- Zur Gestaltung einer Terrasse
- Zur Überbrückung von finanziellen Engpässen, wenn es am Monatsende vielleicht einmal knapp wird
- Zum Bezahlen kleinerer oder mittlerer Reparaturkosten
- Zum Ablösen des bestehenden Dispokredits
Ein Rahmenkredit eignet sich hingegen nicht für:
- Die Anschaffung eines Autos, denn ein zweckgebundener Autokredit ist in der Regel zinsgünstiger als ein Rahmenkredit
- Große Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen am Haus, wie ein neues Dach zum Beispiel, da gibt es gesonderte Kredite wie den Wohnkredit, die ebenfalls günstiger ausfallen
- Die Umschuldung mehrerer Kredite auf einen einzigen, denn auch hier haben herkömmliche Ratenkredite oft bessere Konditionen
Was sind die Vor- und Nachteile eines Rahmenkredits?
Ein Rahmen- oder auch Abrufkredit hat also sowohl Vorteile als auch Nachteile. Der größte Vorteil ist vermutlich, dass es ein sehr flexibles Kreditprodukt ist und dabei deutlich günstiger als der klassische Dispokredit. Gleichzeitig kann man sich weniger Geld leihen als bei einem normalen Ratenkredit, der oft an eine Mindestkreditsumme, beispielsweise 2.500 Euro, gebunden ist. Man kann innerhalb seines Kreditrahmens über so viel oder so wenig Geld verfügen, wie man möchte oder braucht. Die Raten sind häufig gering und ebenfalls flexibel zu gestalten.
Nachteilig kann sich hingegen der häufig variable Sollzins auswirken. Sie können nie genau wissen, wie hoch die Zinsen für Ihren Rahmenkredit am Ende tatsächlich sind. Wenn Sie die Ratenzahlung lange aufschieben und die Flexibilität voll nutzen, kann genau diese Flexibilität beim Rahmenkredit schnell zur Schuldenfalle werden. Werden Sie beispielsweise plötzlich arbeitslos und können die Raten nicht mehr zahlen, kann die Bank Ihnen den Rahmenkredit kündigen und Sie müssen den in Anspruch genommen Betrag auf einen Schlag ausgleichen. Dafür müssen Sie im schlimmsten Fall den Kredit umschulden und das wird unter der Voraussetzung der Arbeitslosigkeit mitunter teuer und schwierig.
Zudem wird der Rahmenkredit in der SCHUFA-Auskunft festgehalten und kann so einen Einfluss auf Ihre Bonität bei späteren Kreditgeschäften, wie einer Baufinanzierung, haben. Das ist aber eigentlich kein Nachteil, denn in Deutschland wird immer eine SCHUFA-Abfrage bei Kreditverträgen gemacht.
- Flexibilität in Verfügung und Ratenzahlung
- geringerer Zinssatz als beim Dispokredit
- oft gibt es einen variablen Zinssatz
- nicht für jeden Zweck geeignet
Rahmenkredit: Alle Infos auf einen Blick
Ein Abrufkredit kann unter bestimmten Voraussetzungen ein interessantes Kreditprodukt sein. Wenn Sie kurzfristig eine kleine Summe Geld brauchen und diese auch schnell wieder zurückzahlen möchten, weil beispielsweise Ihre Waschmaschine kaputt gegangen ist oder Sie ein paar neue Möbel brauchen, ist ein Rahmenkredit durchaus eine gute Alternative zum Dispokredit.
Die Zinsen beim Rahmenkredit sind nämlich deutlich niedriger als die für einen klassischen Dispo. Die Ratenzahlung gestaltet sich ebenso flexibel wie der Kreditrahmen, über den sie verfügen können. Doch flexibel ist unter Umständen auch der Zinssatz, der sich häufig an einem Referenzzins wie dem der EZB orientiert und alle paar Monate angepasst wird. Steigt der Referenzzins, steigt auch der Zins für Ihren Abrufkredit. Daher lohnt sich ein Abrufkredit wirklich nur als kurzfristige Lösung für finanzielle Engpässe.
Möchten Sie einen Kredit längerfristig zurückzahlen, sollten Sie lieber auf einen regulären Verbraucherkredit mit einem festen Sollzins zurückgreifen. Dieser ist dann häufig noch günstiger als ein Rahmenkredit und Sie behalten den Überblick und die Planungssicherheit über Ihre Kreditraten und den Zinssatz.