Zu wenige Genehmigungen und Neubauten, stattdessen zu hohe Kosten und bürokratische Hürden – der deutsche Wohnimmobilienmarkt steht vor massiven Problemen. Was Spezialisten der Immobilienbranche jetzt von der nächsten Bundesregierung erwarten.
Die Zahlen im gerade erschienenen Frühjahrsgutachten vom „Rat der Immobilienweisen“ sprechen eine deutliche Sprache: Für das Jahr 2024 sinkt die Anzahl neu genehmigter Wohnungen um rund 45 Prozent im Vergleich zum Jahr 2011. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen ist ebenfalls rückläufig. Was folgt daraus? „Die Wohnraumnot wird sich kurzfristig eher noch verstärken“, erklärt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, und mahnt: „Wohnen darf kein Luxus werden. Die neue Bundesregierung muss schnell Maßnahmen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ergreifen.“ Um der geringen Bautätigkeit und den wenigen Fertigstellungen entgegenzuwirken, müsse der Bürokratieabbau jetzt vollzogen und wesentlich mehr Anreize für den Neubau geschaffen werden, fordert Michael Neumann und ergänzt: „Außerdem gilt es, verlorengegangenes Vertrauen in staatliche Förderung zurückzugewinnen und zu stärken. KfW-Programme müssen daher passgenau und bedarfsgerecht aufgesetzt, die Töpfe ausreichend und verlässlich gefüllt sein.“
Die Forderung nach mehr Anreizen für den Bau und den Kauf von Immobilien bekommt Nikola Heinke, Kooperation Consultant bei Dr. Klein, auch aus dem Maklerbereich gespiegelt: „Ich höre oft von der Notwendigkeit, die Prozesse für den Neubau durch Bürokratieabbau zu vereinfachen. Gleichzeitig muss für die Kundinnen und Kunden auch der Kauf von Eigentum leichter möglich werden.“ Hierbei spiele die finanzielle Unterstützung eine wichtige Rolle – nicht nur mit Fördermitteln, sondern auch durch die Regulierung der Nebenkosten: „Immobilienvertriebe drängen darauf, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Nebenkosten zu überprüfen und anzupassen, um Transparenz zu schaffen und die finanziellen Belastungen für Kaufende zu reduzieren.“ Ein weiterer Impuls sollte von einer Neuregelung der Grunderwerbsteuer ausgehen, fügt Michael Neumann hinzu: „Der Staat muss seinen Bürgerinnen und Bürgern hier entgegenkommen und die Grunderwerbsteuer für selbst genutzten Wohnraum flexibler gestalten – sei es durch einen Freibetrag oder auch eine generelle Absenkung.“ Für all das drängt die Zeit: „Bis eine neue Regierung steht und in den genannten Punkten handlungsfähig ist, dürfte das erste Halbjahr 2025 vorbei sein. Um der Wohnraumnot in den kommenden Jahren effektiv entgegenzuwirken, muss in der zweiten Hälfte dieses Jahres entschlossen agiert werden“, appelliert der Vorstandvorsitzende von Dr. Klein.